Umweltpanel: Nicht rezyklierbare oder reparierbare Produkte werden eher abgelehnt

0      13.03.2023

Fachbeiträge   ––   Kreislaufwirtschaft   ––   Recycling   ––   Bevölkerung   ––   Firmen   ––   Gemeinden & Sammelstellen   ––   Schulen

Der aktuelle Bericht der ETH zur 8. Welle des Schweizer Umweltpanels zum Thema Kreislaufwirtschaft zeigt die Unterstützung der Schweizer Bevölkerung zu politischen Massnahmen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Mehrere Tausend Personen wurden basierend auf einer Zufallsstichprobe der Schweizer Wohnbevölkerung (d.h. auch nicht-schweizerische Staatsangehörige mit Wohnsitz in der Schweiz) im Rahmen des Schweizer Umweltpanels zum Thema Kreislaufwirtschaft befragt. Die Befragten sind der Meinung, dass sich die Kreislaufwirtschaft positiv auf die Schweizer Wirtschaft auswirkt. Weiter geben zwei Drittel der Befragten an, im letzten Jahr gebrauchte Produkte verkauft oder verschenkt zu haben. Viele besitzen aber selbst doch lieber neue Produkte, womit eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Lesen Sie in unserem Blogbeitrag über die Details und Erkenntnisse des Panels.

Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage

Während also eine grosse Bereitschaft zum Angebot von Produkten im Rahmen von kreislaufwirtschaftlichen Massnahmen besteht, zeigt sich auf der Nachfrage-Seite noch grosses Potenzial: Viel mehr Befragte verschenken oder verkaufen gebrauchte Produkte, als dass sie diese im Umkehrschluss auch gebraucht erwerben würden. Der Markt für Sekundärprodukte ist also – je nach Produkt – noch sehr wenig ausgeprägt.

Unterschiede zwischen den Produktgruppen

Über alle Produktgruppen (Smartphones, Staubsauger, Waschmaschinen, Kleidung) hinweg, ist es den Befragten wichtig, dass die Produkte am Ende des Lebenszyklus rezykliert, repariert oder weiterverkauft werden können. Die Akzeptanz für Nutzen statt Besitzen (teilen, mieten) ist aber über alle Produktgruppen hinweg noch eher klein.

Bei weniger langlebigen Produkten (Smartphones und Kleidung) ist die Bereitschaft höher, diese gebraucht zu kaufen. Weiter bewerten die Befragten die Reparierfähigkeit von langlebigen Produkten (Waschmaschinen) als besonders wichtig.

Auch betreffend Entsorgungsverhalten gibt es Unterschiede zwischen den Produktgruppen. So zeigt sich, dass Haushaltsgrossgeräte am häufigsten zum Recyclingcenter oder zur Verkaufsstelle zurückgebracht werden. Smartphones hingegen werden häufiger zu Hause gelagert oder zur Verkaufsstelle zurückgebracht. Kleider wiederum werden häufig gespendet oder zum Recyclingcenter zurückgebracht.

Bei defekten Produkten zeigt sich, dass man elektrische und elektronische Geräte am häufigsten durch Fachpersonen reparieren lässt oder zur Reparatur schickt, während Kleidung häufiger selbst repariert wird. Smartphones werden noch am ehesten in einem Repair-Café repariert, dieses spielt aber nur eine untergeordnete Rolle

Hürden und Chancen

Als die grösste Hürde kreislaufwirtschaftlicher Produkte, d.h. insbesondere Gründe gegen eine Reparatur oder den Gebrauchtkauf, werden finanzielle Gründe (insbesondere bei weniger teuren Objekten) und Bedenken wegen der Qualität identifiziert. Weiter wurde auch der Grund, dass man lieber ein neues Produkt besitzt, genannt. Dies insbesondere auch als Grund gegen das Mieten und Teilen. Viele haben auch noch nie darüber nachgedacht, was darauf hindeutet, dass eine Sensibilisierungs-Lücke in diesem Bereich besteht.

Gründe für eine Reparatur oder den Gebrauchtkauf sind finanzielle Anreize (Geld sparen) sowie auch die Schonung der Umwelt. Gerade bei teureren Produkten (Waschmaschine und Auto) ist das reparieren und recyclen bereits verbreiteter. Das zeigt, die entscheidende Rolle von finanziellen Anreizen für die Nachfrage von kreislaufwirtschaftlichem Verhalten.

Die Bereitschaft zum Mieten und Teilen der abgefragten Produktgruppen (Smartphone, Staubsauber, Waschmaschine, Kleidung, Auto und Bohrmaschine) ist relativ schwach ausgeprägt. Wenn dies geschieht, dann insbesondere über persönliche Kontakte und nur selten über Plattformen im Internet.

Bei den Kaufentscheiden zeigt sich ausserdem, dass Rezyklierbarkeit und Reparierbarkeit zwar im Vergleich zum Preis und der Funktionsdauer eines Produktes weniger wichtig sind, aber durchaus relevant: Nicht rezyklierbare oder reparierbare Produkte werden eher abgelehnt. Dies wiederum impliziert, dass für Produkte, die diese wichtigen Merkmale der Kreislaufwirtschaft erfüllen, eine Bereitschaft für das Zahlen eines Aufpreises besteht.

Reparierverpflichtung für Händler

Mehr als drei Viertel der Befragten äussern sich ausserdem für eine Reparierverpflichtung für Händler, für die Einführung eines Reparierbarkeitsindex und die Vorgabe für den obligatorischen Anteil and Recyclingmaterialien in einer Verpackung. Dies sind alles Punkte, die auf europäischer Ebene stark vorangetrieben werden.

Zum schweizerischen Umweltpanel

Das Schweizer Umweltpanel erforscht vor diesem Hintergrund die öffentliche Meinung in der Schweiz zu Umwelteinstellungen und -​verhalten, deren Veränderungen sowie deren Bezüge zu Einstellungen und Verhalten in anderen Politikfeldern.

Mehrere Tausend zufällig ausgewählte Personen antworten über mehrere Jahre im Rahmen des Schweizer Umweltpanels auf diese und weitere Fragen. Das Schweizer Umweltpanel wurde von der ETH Zürich konzipiert und wird von dieser seit September 2018 im Auftrag bzw. mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) der Schweiz durchgeführt.

Weitere Informationen finden Sie unter 

istp.ethz.ch/research/umweltpanel.html

Themenplattform Reuse / Repair

Die Themenplattform Reuse / Repair der Drehscheibe Kreislaufwirtschaft will Wissen und Neuigkeiten rund um den Bereich Reuse und Repair aufbereiten und zur Verfügung stellen. Falls Sie an der Themenplattform mitwirken wollen oder Informationen und Best Practices darstellen wollen, kontaktieren Sie Rahel Ostgen (rahel.ostgen.dont-like-spam@ich-will-kein-spam.swissrecycling.ch, 044 342 20 00).

Loading ...