Sind Elemente der EU-Kunststoffstrategie auf die Schweiz übertragbar?

0      22.11.2021

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Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat eine Studie zur Übertragbarkeit von Elementen der EU-Kunststoffstrategie auf die Schweiz veröffentlicht.

Die Studie "Comparing European and Swiss Strategies for the Regulation of Plastics - Commissioned by the Federal Office for the Environment (FOEN)"  verfolgte die folgenden Ziele:

  • Hauptmerkmale und Besonderheiten des Schweizer Kunststoffsystems aufzeigen, die bei der Umsetzung von Massnahmen für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen berücksichtigt werden sollten.
  • Politische Instrumente erörtern, die gegenwärtig in der Schweiz und der EU zur Verfügung stehen, um die verschiedenen Bereiche des Lebenszyklus von Kunststoffen steuern zu können.
  • Aufzeigen von in der EU-Kunststoffstrategie entwickelten Instrumenten, die für eine mögliche Schweizer Kunststoffstrategie relevant sein könnten.
  • Diskussion, inwiefern sich diese mit dem schweizerischen Rechtskontext vereinbaren lassen.

Die besagte Studie hält fest, dass das Schweizer Kunstoffsystem hauptsächlich auf die Abfallentsorgung ausgerichtet sei. Abgesehen von PET-Getränkeflaschen erfahre Kunststoffrecycling noch keine grosse Aufmerksamkeit. Das Schweizer PET-Recycling wird an mehreren Stellen als positives Beispiel erwähnt:

«Besides, recycled plastics consist for 38’000 tonnes (47.5%) of PET beverage bottles, for which an efficient collection and recycling system is in place. […] PET beverage bottle recycling presents a promising example of a feedback loop, but is limited (5% of the 780’000 tonnes of plastic waste) compared to the overall amount of plastic flowing through the system.» (Seite 24)

«Regarding the recycling of PET beverage bottles, the transition from a linear to a circular system is promising, as the recycling process is established and the material flows are known.» (Seite 28)

«In Switzerland, more than 80% of PET beverage bottles are recycled. Besides PET beverage bottles, the share of plastics being recycled is limited.» (Seite 45)

Warum gibt es noch kein schweizweites Recyclingsystem für Gemischtsammlungen von Kunststoff?

Es gibt einige Gründe, warum es bis jetzt keine weiteren schweizweiten Sammelsysteme für andere Plastikverpackungen als PET-Getränkeflaschen und Plastikflaschen aus Haushaltungen gibt:

  • Viele davon sind Verbundverpackungen (wie z. B. Fleisch-Verpackungen), die luftdicht sein müssen und daher aus verschiedenen Plastikarten bestehen. Diese können nicht mehr getrennt und daher auch nicht sinnvoll recycelt werden. Verbundmaterialien erschweren das Recycling. Homogene Kunststoffe (z.B. die handelsüblichen Flaschen/Hohlkörper aus PE-HD, welches kein hoch-komplexes Gemisch wie Flammschutz, Weichmacher etc. darstellt) sind einfacher rezyklierbar.
  • Es gibt diverse Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ein stoffliches Recycling und damit eine Separatsammlung ökologisch wie auch ökonomisch sinnvoll sind. Im Ausland werden zwar oft alle Arten von Plastik gesammelt, allerdings werden diese dann zu grossen Teilen thermisch und nicht stofflich verwertet, weil die Kriterien nicht erfüllt sind. In der Schweiz werden nur ausgereifte, pragmatische Lösungen umgesetzt: Dies dauert zwar länger, ergibt dann jedoch einen qualitativ höheren Standard.
  • Es ist zusätzlich sehr wichtig, dass das Recycling schon beim Produktedesign integriert wird. Produkteverpackungen sollten so konstruiert werden, dass sie dann auch sinnvoll recycelt werden können.

Design for Recycling als Voraussetzung

Die Rezyklierbarkeit von Verpackungen nimmt glücklicherweise zu. Die EU hat sich bspw. als Ziel gesetzt, dass alle Verpackungen bis 2030 kreislauffähig sind. Analoge politische Vorstösse gibt es auch in der Schweiz (Parl. Initiative 20.433 zur Kreislaufwirtschaft). Die Rezyklierbarkeit ist die Basis und die Voraussetzung für eine sinnvolle Separatsammlung.

Weiterentwicklung der Separatsammlung: «Sammlung 2025»

Um in der Schweiz vermehrt kreislauffähige Produkte und Verpackungen in den Umlauf zu bringen, hat Swiss Recycling die Drehscheibe Kreislaufwirtschaft gegründet.

Die vermehrte Rezyklierbarkeit kann nur in konkreten Umweltnutzen umgewandelt werden, wenn auch separat gesammelt und stofflich recycelt wird. Deshalb erarbeiten wir mit Partnern der gesamten Wertschöpfungskette in der Themenplattform «Sammlung 2025» die Grundlagen für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft von Verpackungen in der Schweiz.

Kritische Faktoren sind dabei neben der Sammlung auch eine schweizweite Koordination, die Finanzierung und das hochwertige Recycling (gute Rezyklat-Qualität mit Nachfrage aus dem Markt). Dabei sind wir auch in engem Kontakt mit dem Bund und der Politik, notabene im Sinne der Umsetzung der Motion von Nationalrat Dobler 20.3695: Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren und der parlamentarischen Initiative der UREK-N 20.433: Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken.

Zur Studie "Comparing European and Swiss Strategies for the Regulation of Plastics Commissioned by the Federal Office for the Environment (FOEN)"

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